Bergsteigergeschichten aus Grindelwald
Alles sieht idyllisch aus. Das Dorf auf tausend Meter Höhe ist von aufsteigenden Hügeln umgeben, die mit Gras wie mit Samt überzogen sind. Enzianblau der Himmel, auf den Wiesen Alpenrosen, Kühe grasen und der Gletscherbach Lütschine sprudelt munter ins Tal. Schwarzverbrannte Alphöfe, Käsespycher und Heuschober betupfen die Kuppen.
Würde jetzt Heidi mit den Geißen ins Bild laufen, die Schweizer Idylle wäre perfekt. Doch der Ort heißt Grindelwald, und hinter den Anhöhen ragt eine steile Felsarena auf, senkrecht wie die UBS-Zentrale in Zürich. Mystisch, riskant, dunkel. Denn die Sonne kommt nie auf die Nordseite. Das ist kein Berg für gemütliches Wandern. Das sieht man auf den ersten Blick.
Seit Jahrhunderten zieht der 3970 Meter hohe Eigergletscher im Berner Oberland Menschen an. Viele Bergsteiger ließen dort ihr Leben. Als Erster schaffte der Ire Charles Barrington vor 150 Jahren den Eigergipfel. 1938 knackte die Seilschaft aus den Deutschen Anderl Heckmair und Ludwig Vörg sowie den Österreichern Heinrich Harrer und Fritz Kasparek den Mythos von der unbesteigbaren Eigernordwand. Am 24. Juli vor 70 Jahren hatten sie das letzte ungelöste Problem der Alpen gelöst und die 1800 Meter hohe Steilwand durchstiegen.
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