Reinhold Messner 
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18. Grenzenlos

Reinhold Messner zum „Jahr der Berge“

Südtirol ohne Berge? Unvorstellbar, findet Reinhold Messner, der berühmte Bergsteiger und Abenteurer und der international wohl bekannteste Südtiroler. Auf einen Lieblingsberg mag er sich gerade im „Jahr der Berge“ nicht festlegen. Die Ortler-Gruppe, die Texel-Gruppe, die Sarntaler Alpen und die Riesenferner-Gruppe erfüllen alle Ideale des Bergsteigens. „Doch meine Heimat sind die Dolomiten. Sie sind mir die schönsten und liebsten Berge überhaupt.“ Kein bisschen zögert er bei dieser Antwort, obwohl er bereits rund 3500 Bergfahrten hinter sich hat, hundert Erstbesteigungen und alle vierzehn Achttausender der Erde. Und der 58-Jährige scheint der Berge so schnell nicht müde zu werden. Erst Ende April brach er nach Ecuador auf, um den Cotopaxi, einen Sechstausender in den Anden, zu ersteigen.

Bereits mit sechs Jahren begann der gebürtige Brixener, der heute in Meran und auf Schloss Juval lebt, mit den ersten Klettertouren in den Ostalpen. Besonders gern erinnert er sich an die Zeit als 18 wurde: „Damals fühlte ich mich befreit vom engen Elternhaus. Ich kam mir vor wie der junge Siegfried und kletterte durch die wildesten Dolomitenhänge. Ich hatte die ganze Freiheit und nichts zu verlieren. Hier bin ich zum Südtiroler geworden.“ Spätestens seit seiner ersten Begehung des Mount Everest ohne Sauerstoffmaske und der ersten Alleinbegehung des Kilimandscharo, beide 1978, wurde er zu einem der leidenschaftlichsten, wenn auch nicht unumstrittenen Fürsprecher der Berge. Im eigenen Land eckt der Querdenker in Sachen Ökologie und Ökonomie immer wieder an. Seine Kritiker werfen ihm vor, er vermarkte die Berge, verfolge nicht umsetzbare Projekte und betreibe zu viel Personenkult. Messner hält dagegen: Sie neiden ihm die Popularität und versuchen, ihn zu demontieren.

Natürliche reiche es nicht, ein „Jahr der Berge“ zu proklamieren, so Messner. „Wir müssen eine Werte-Diskussion führen“, betont er, „um allen Berggebieten zu ihrer wahren Bedeutung zu verhelfen.“ Deshalb hat er eine so genannte „Werte-Charta Berge Europa“ entworfen, die er als Lösungsansatz versteht. In dem Zehn-Punkte-Programm fordert er u.a. ein länderübergreifendes Konzept, das dem Anspruch der Nachhaltigkeit und der Arbeitsplatzsicherung gerecht wird - Voraussetzungen, um der lokalen Bevölkerung ein Auskommen und den Städtern eine Erholungsmöglichkeit in den Bergen zu garantieren.

Weiter plädiert er für einen sofortigen Erschließungsstopp in den Bergen, eine Beschränkung der Aktivitäten auf die Räume unterhalb der Waldgrenze, mehr Eigenverantwortung der Nutzer und größtmögliche Selbstverwaltung der Gemeinden. Den Schlüssel sieht Messner in der Verzahnung von lokaler Lebensart, Ökolandwirtschaft und Tourismus, wie er es auf seinem „Erlebnishügel Juval“ im Kleinen umgesetzt hat.

Dass ein „Jahr der Berge“ wirklich etwas bewegen kann, ist für Messner bereits erwiesen: „Wenn man in einem Jahr wie diesem den Satz unseres Südtiroler Landeshauptmannes in der Zeitung liest: „Es reicht mit der Erschließung des Hochgebirges!“, freut sich Messner, „dann zeigt das, dass wir auf einem guten Weg sind.“ 

Frankfurter Allgemeine Zeitung

© Beate Schümann


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